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Betty und Nikolaus von Mainau im Boot

Unbekannt_Kahnpartie Mainau zur Zeit des Fuersten Esterházy_Familienarchiv Guegel- Frank.j

Baronin Barbara (Betty) von Mainau, geborene Mumb von Mühlheim, (1818 – 1865) war die Tochter eines hochrangigen österreichischen Offiziers (Feldmarschallleutnant Franz Mumb von Mühlheim). Über Nikolaus von Mainau (1814 - 1841) weiß man leider kaum etwas. Er wurde in Wien als unehelicher Sohn des Fürsten Nikolaus II. Esterházy und Marie-Louise Plaideux geboren, weshalb er bis 1828 den Namen Nikolaus Plaideux trug. Sein Vater, Fürst Esterházy, bewegte Grossherzog Ludwig von Baden dazu, den damals 13jährigen Nikolaus zu nobilitieren, das heisst, ihm den Titel eines Barons (= Freiherr) von Mainau zu verleihen. Dazu erhielt er auch noch die Herrschaft über Gailingen am Oberrhein auf der Höri. Wann und auf welche Weise Betty und Niki sich kennenlernten, bleibt derzeit im Dunkel der Geschichte. Jedenfalls lebte der junge Mann nach 1828 zusammen mit seinen Eltern auf der Mainau. Um 1835 fand die Hochzeit statt. Ein Zeitzeuge berichtet:

Bildnachweis: Familienarchiv Gügel-Frank, Grafiksammlung

«Der junge Herr lebte etwas zu flott unter Rücksicht seines Vermögens, und musste, wie sein Vater, der Fürst, vom Staat aus in Schutz genommen werden. Er starb am 7. Juni 1841, erst 27 Jahre alt, zu Nizza in Sardinien.»

 

1836 brachte Betty in Konstanz ihr erstes Kind auf die Welt: Nathalie Walpurga von Mainau. Die Beziehung zu Louis Napoléon blieb auch weiter bestehen; es spricht viel dafür, dass er der Vater dieser Tochter ist. 1842, ein Jahr nach dem Tod ihres Mannes heiratete Betty den im Hegau lebenden Freiherren Edgar von Fingerlin, mit dem sie vier weitere Kinder hatte. Nach dessen Tod kehrte die Baronin für kurze Zeit nach Österreich zurück und lebte dann in Italien. Dort verheiratete sie sich mit dem päpstlichen General Marchese Giovanni Battista Zappi, der ebenfalls ein Jugendfreund des Prinzen Louis Napoléon war und eine Zeit lang auf Arenenberg lebte. In dieser Ehe brachte sie zwei weitere Kinder auf die Welt.

Schließlich kehrte die Baronin an den Bodensee zurück und lebte mit ihrer ersten Tochter Nathalie und deren Ehemann Jean Lievine Comte Caimo in der sogenannten Villa Zappi, die heute den Namen Lilienberg trägt. Nur einen Steinwurf weit entfernt von der Liegenschaft ihres innig geliebten Louis Napoléon.

Bildnachweis: Familienarchiv Gügel-Frank, Grafiksammlung (Ausschnitt)

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Hier der zweite Teil des erwähnten Liebesbriefes. Den ersten Teil finden Sie auf Arenenberg:

«Dann muss ich Dir auch noch danken, ihm Pferd und Wagen gegeben zu haben, denn wie hätte ich die letzte Zeit sonst Conneau sehen können! Und was für Opfer hast Du mir gebracht, in dem Du mich [unleserlich] nur um Dich zu langweilen [unleserlich]. Kurzum […] innigsten Dank für alles, alles was Du für mich tatest. Wie werde und könnte ich einen solchen Freund vergessen. Ich kann Dir nicht sagen, wie traurig es mich stimmte, als ich in diese Wohnung wieder einzog. Jede Stelle erinnert mich an das ehemals und jetzt. Das Erste, was meinem Auge begegnete, war: N.B. [Napoléon Bonaparte – der Prinz benutze diesen Namen nach dem Tod des gleichnamigen eigenen Bruders; Louis liebte es, sein Monogramm in Fenster einzugravieren] in der Fensterscheibe. Ich glaubte es wirklich von Herzen nicht aushalten zu können; bei jedem Pferdegetrappel glaube ich Du kämest. Jetzt, wo ich gottlob ganz wohl bin / nur, dass ich nicht gehen kann / Kann ich Dich nicht einmal sehen? Wirst Du denn noch lange nicht in die Stadt dürfen? [Louis Napoléon hatte Geschütze konstruiert und diese auf dem städtischen Schiessplatz abgefeuert. Einige davon explodierten, weshalb dem Prinzen für gewisse Zeit das Betreten von Konstanz verboten wurde]. Beantworte mir [bitte] auch diese Frage. Wenn es schön Wetter ist, fahre ich immer zum Paradieser-Tor hinaus [wichtigstes Stadttor von Konstanz Richtung Thurgau]; gestern war ich vor- und nachmittags draussen, immer in der Hoffnung, Dich irgendwo zu treffen. Heute habe ich Valérie [Masuyer. Gesellschaftsdame von Königin Hortense] um die kleinsten Details der gestrigen Soirée auf dem Wolfsberg befragt; ich freute mich sehr zu hören, dass Du [während] des Soupers nicht neben Louise sassest. Doch ist es gewiss nicht Deine Schuld! Hier lege ich Dir auch die Haare bei [befinden sich immer noch im Brief]. Wenn sie nur noch einen Wert für Dich haben! – Siehst Du noch oft Marie [Person derzeit nicht ermittelbar; möglicherweise die gleichnamige Schwester des Nikolaus von Mainau]? Ich habe ihr mir zuwideres Gesicht immer vor Augen! Wirst Du mir bald schreiben? Ich finde Du wartest immer sehr lange mit Deinen Antworten. Ich möchte immer, dass Conneau mir jedes Mal einen Brief brächte. Was macht mein Portrait? Würdigst Du es manchmal eines Blicks? Es wird wohl neben dem schönen Original von Louise sehr verlieren. Nun lebe wohl und antworte recht bald.

Deine Dich immer gleich liebende Betty

[ps]

Von der Mutter viel, viel Herzliches; sie reist drei Wochen nach meiner Entbindung nach Wien [!!!] ab; in 3 – 4 Wochen habe ich auch die Niederkunft überstanden. Bete für mich, damit es glücklich vorübergeht [Angst vor dem Kindbettfieber]. Nach Niki's [Nikolaus von Mainau, Sohn des Fürsten Esterházy aus der Beziehung mit Marie-Louise Plaideux] Aussage bist Du der Vater dieses Kindes [!!]; ich gratuliere Dir zu dieser neuen Würde, doch weiss ich nichts davon. Weisst Du etwas? So geschickt bist Du nicht!

[pps]

Die Mutter bittet sehr um Zeitungen. Noch einmal Adieu, cher ami, je t'aime de tout mon coeur. –

[ppps]

Dürfte ich Dich wohl um eine Gefälligkeit ersuchen, nämlich, dass Conneau der Mme Lindsay [Witwe eines englischen Generals, lebt auf Schloss Hard oberhalb Ermatingen, nahe Arenenberg] beiliegende Musik von mir aus Dank zu übergeben und zugleich sie bitten, mir meine zwei Lieder, welche M [unleserlich] einmal bei ihre vergass, zurückzusenden; sie heissen das "Lebewohl" und das [unleserlich]. Vielleicht kann Conneau sie mir morgen bringen.»

Infos als PDF herunterladen: 

Tipp

Näheres zu den spannenden Biografien der GRÜNEN FÜRSTEN und dem Leben an ihren Höfen erfahren Sie in unserer Sonderausstellung im Schloss. Folgen Sie einfach den Wegweisern zu unserem Schlosscafé. Besuchen Sie anschließend Arenenberg mit seinem Napoleonmuseum. Hier gibt es mit dem Mainauticket Sonderkonditionen für den Eintritt. Auch ein Besuch in Frauenfeld sowie Ittingen und natürlich an unseren weiteren Partnerorten lohnt sich! Hier sehen Sie alle Standorte.

Das Buch zum Ausstellungsprojekt

Der Bildband Grüne Fürsten am Bodensee erscheint im Herbst 2023 im Silberburg-Verlag Tübingen:

Gügel, Dominik: Grüne Fürsten am Bodensee. Arenenberg, Konstanz, die Mainau und Salem – Musenhöfe um 1830. Silberburg-Verlag, Tübingen

Alle Infos zum internationalen Ausstellungsprojekt:

www.gruene-fuersten-bodensee.com 

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