Fürst Esterházy auf der Mainau

Als Fürst Esterhazy 1827 die Mainau kaufte, befand sie sich in einem völlig heruntergekommenen Zustand. Nach der Auflösung des Deutschen Ordens hatte sich niemand mehr um den Unterhalt der Anlage gekümmert. Trotz schmeichelhaftester Verkaufsanzeigen in deutschen, französischen und englischen Zeitungen wollte niemand das Eiland kaufen. Die ursprünglich vorhandene barocke Pracht war nach 20 Jahren weitgehend verschwunden, von dem einstmals im französischen Geschmack (Barock-Rokoko) angelegten Hofgarten außerhalb des Festungsgrabens mit seinen bewundernswert zugeschnittenen Buchsbäumen
in Form von Pyramiden, Obelisken oder Tiergestalten erahnte man kaum mehr etwas. Alles war verwildert, das Schloss und seine Anbauten teilweise baufällig. Zeitgenossen sprechen auch darüber, die gesamte Anlage sei sehr eng und verschachtelt gewesen.
Bildnachweis: Familienarchiv Gügel-Frank, Bibliothek
Graf Hermann von Pückler-Muskau besuchte die Insel 1808 und erinnert sich: «Wir wählten einen Weg, der größtenteils durch dichtes Buchen Gebüsch führte, und kamen nach einer starken Stunde an den langen Steg, der die Insel mit dem festen Lande verbindet; eine hohe Allee von Obstbäumen führte bis zum Schluss, das unregelmäßig, aber durch viele Nebengebäude versteckt ist. Die Insel gehörte sonst dem Orden der deutschen Herren, durch die Entschädigungsakte ist sie aber einen Großherzog von Baden abgetreten worden; der letzte Kommandeur residiert noch hier, hat aber über nichts mehr zu gebieten. Sie ist reich mit Wein, Getreide und Fruchtbäumen bepflanzt, und könnte zu einem äußerst reizenden Aufenthalt umgeschaffen werden, wenn sie in den Händen eines reichen Privatmanns wäre, der ihre Revenuen einige Jahre auf ihre Verschönerung verwenden wollte.
Bildnachweis: Napoleonmuseum Arenenberg, Grafiksammlung

Jetzt sieht man keine Anstalt, die einen solchen Endzweck verriete, das Schloss ist öde und verlassen, und die Terrasse, von der man den See mit seinen beiden Ufern übersieht, trägt starke Spuren der Vernachlässigung; in einem kleinen Gärtchen des Kommandeurs sahen wir einige sehr schöne Blumen, die reiche natürliche Girlande von blass roten Blüten bildeten, es war der doppelte Mandelstrauch (amygdalus flore, pleno)), dessen Akquisitation ich dir ebenfalls für deinen Garten in W … zu machen rate; ich kenne keine Blume, die prächtiger ins Auge fiele.» (…)
Es lebten auch kaum mehr Menschen bzw. Bedienstete auf der Insel, einzig Ferdinand Schnetz, der Gastwirt und Hofgärtner sowie seine Familie. Dazu noch die Angehörigen des Fährmanns bzw. Fischers am Eingang bei der Brücke gegenüber dem Festland. Auf den ersten Blick also nicht sehr reizvoll. Aber vielleicht war es genau das, was den Fürsten reizte. Mit der Insel Mainau erwachte seine alte Tatkraft wieder. Zusammen mit seinem Hof- und Gartenarchitekten Charles de Moreau reiste er gleich zu Beginn des Jahres 1828 an den Bodensee und begann voller Elan die Umbauten.
Die Zeitgenossen trauten ihren Augen nicht. Es muss eine riesige Baustelle gewesen sein. Von überall her kamen die Arbeiter. Voller Bewunderung steht zu lesen: «es bedurfte der ganzen Vorliebe des reichen und freigiebigen Fürsten für die schöne Insel, auf welche er sehr gerne verweilte, um sie nach der langen Vernachlässigung wieder in einen besseren Stand zu setzen.» Fast wieder ganz der Alte, dachte der Fürst gross, plante prachtvoll und setzte so weit wie möglich um. Er ließ Türme und Oekonomiegebäude abbrechen, füllte Gräben auf, schuf eine hochmoderne Wasserversorgung, legte anstelle der geometrischen Gestaltung Rasenflächen, Blumenbeete und ein Wegenetz ganz im Sinne des Landschaftsgartens an.
Die dazu benötigten Pflanzen ließ er aus seinen Besitzungen in Österreich und Ungarn kommen. Darunter befanden sich viele Bäume und Sträucher, die aus den Pariser Parkanlagen der Kaiserin Joséphine stammten.
Tipp
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Das Buch zum Ausstellungsprojekt
Der Bildband Grüne Fürsten am Bodensee erscheint im Herbst 2023 im Silberburg-Verlag Tübingen:
Gügel, Dominik: Grüne Fürsten am Bodensee. Arenenberg, Konstanz, die Mainau und Salem – Musenhöfe um 1830. Silberburg-Verlag, Tübingen
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