Marie-Louise Plaideux

Geboren 1785 in Paris war die grosse Liebe des Fürsten Nikolaus II. Esterházy (1765 – 1833). Kennengelernt haben die beiden sich während der Hochzeitsfeierlichkeiten zur zweiten Ehe Napoleons I. in Paris. Der Fürst suchte Damenbekanntschaft und lernte die junge Französin in einem sogenannten Etablissement kennen. Laut österreichischen Geheimdienstberichten soll es sich bei Marie-Louise um eine Prostituierte gehandelt haben, die sich in Begleitung eines Italieners befand. Angeblich ein Spitzel des französischen Aussenministers Charles-Maurice de Talleyrand (1754 – 1838) und dessen Geheimpolizei. Ob diese Behauptungen tatsächlich zutreffen? Aus heutiger Sicht muss man diese Einschätzung zumindest mit Vorsicht behandeln. Die österreichische Geheimpolizei verfolgte ständig das Ziel, die Person des Fürsten Nikolaus Esterhazy in einem schlechten Licht erscheinen zu lassen.
Wie dem auch sei, der Fürst verliebte sich unsterblich in die junge Frau, sie blieb bis zu seinem Tod die große Liebe. Ab dem Zeitpunkt ihres Kennenlernens, spielten andere Mätressen oder gar seine Ehefrau keine Rolle mehr.
Sofort erwarb Fürst Nikolaus in Paris eine repräsentative Niederlassung, die er in den folgenden Jahren seiner geliebten Marie-Louise schenkte. Zusammen mit den gemeinsamen Kindern bewohnte sie es bei ihren Aufenthalten in ihrer Heimat.
Im Juli 1810 kehrte Nikolaus II. in Begleitung von Marie-Louise Plaideux nach Wien zurück. Die sogenannte «bessere Gesellschaft» zeigte sich entsetzt, zumal der Fürst aus seiner Liebe keinen Hehl machte.
Büste von Marie-Louise Plaideux / Bildnachweis: Thorvaldsens Museum, Foto Jakob Faurvig
Er lebte mit ihr ganz offiziell in seinem Pottendorfer Palais. Marie-Louise empfing als Dame des Hauses ohne Scheu vor Standesgrenzen alle Gäste, darunter auch hochrangige Adlige, Künstler, Politiker und Offiziere. Die Polizei berichtet, dass ihr ein Hofstaat von nicht weniger als zwölf Angestellten zur Verfügung stehe. Ausserdem habe sie Schmuck und Kleider besessen, von denen selbst Fürstin Hermenegilde (die Ehefrau Nikolaus II.) nur hätte träumen können.
Allerdings muss man mit solchen Berichten- wie gesagt - höchst vorsichtig umgehen, da sie Teil einer gezielten Kampagne des österreichischen Außenministers und Staatskanzlers Fürst Clemenz Menzel von Metternich (1773 – 1859) gegen den selbstbewussten Fürsten Esterházy waren. Als früherer österreichischer Botschafter in Paris kannte Metternich die Verhältnisse dort bestens und besaß umfangreiche Kontakte unter anderem zur Familie Bonaparte und in die französische Gesellschaft.
Bildnachweis: Napoleonmuseum Arenenberg, Grafiksammlung


Metternich sah im Auftreten des Fürsten Nikolaus eine Bedrohung der von ihm neu konzipierten Werte des österreichischen Kaiserreiches: Bescheidenheit, Moral, Demut, Verzicht. Fürst Esterhazy ließ sich von diesen Leitlinien und vom Geschwätz seiner Standesgenossen nicht beeindrucken. In bewährter Manier gab er sein Vermögen mit beiden Händen aus und bemühte sich – ganz der Alte –ihm zugefallenen Repräsentationspflichten nach bestem Wissen und Gewissen zu erfüllen. Nikolaus scheute keine Kosten und liess keinen an ihn herangetragenen Wunsch offen.
An erster Stelle stand das Familienleben mit seiner Marie-Louise. Sie bedeuteten ihm alles. 1811 kam die erste gemeinsame Tochter, Natalia Leopoldine Ignatia Plaideux (ab 1828 Baroness von Mainau, heiratete Franz Ungern von Löwenberg), zur Welt. Ende 1812 folgte Virginia Maria Ignatia Plaideux (ab 1828 Baroness von Mainau, heiratet 1830 in Wien Marquis Cesare Boccella, gestorben 1893). 1814 wurde der gemeinsame Sohn Nikolaus Paulus Plaideux (ab 1828 Freiherr von Mainau, heiratet um 1835 Barbara/Betty von Mumb) geboren.
Allerdings wuchs der politische und gesellschaftliche Druck unaufhörlich. Schliesslich musste die Familie Esterházy-Plaideux Wien verlassen und zog ab 1828 auf die Mainau. Die Mainau schien geschaffen dafür, einerseits dem Privatleben zu huldigen, andererseits boten das Schloss, seine Ländereien und das gesellschaftliche Leben am Bodensee genügend Möglichkeiten zur standesgemäßen Repräsentation. Bälle, Soireen, Soupers, Konzerte, Theateraufführungen, Jagdeinladungen, Ausflüge mit dem Schiff, Reisen nach Frankreich und Italien, alles war möglich!
Nachdem Fürst Nikolaus II. 1833 während einer Reise nach Italien überraschend starb, lebte Marie-Louise Plaideux, die mittlerweile vom badischen Grossherzog den Titel einer Baroness von Mainau erhalten hatte, abwechselnd in Konstanz, auf der Mainau und in Wien. Dort starb sie 1835.
Büste von Fürst Nikolaus II. Esterházy / Bildnachweis: Thorvaldsens Museum, Foto Jakob Faurvig
Tipp
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Das Buch zum Ausstellungsprojekt
Der Bildband Grüne Fürsten am Bodensee erscheint im Herbst 2023 im Silberburg-Verlag Tübingen:
Gügel, Dominik: Grüne Fürsten am Bodensee. Arenenberg, Konstanz, die Mainau und Salem – Musenhöfe um 1830. Silberburg-Verlag, Tübingen
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