Ferdinand Schnetz

Ferdinand Schnetz (1774-1851) muss eine erstaunliche Persönlichkeit gewesen sein.
Mehr als 50 fünfzig Jahre war sein Leben mit der Mainau verstrickt; Fürst Esterházy schätzte ihn als guten Verwalter sowie großen Naturfreund und soll ihn sogar als seinen »ruhenden Pol« auf der Mainau bezeichnet haben. In Altshausen (Württemberg) gebürtig, kam er in jungen Jahren zunächst als «Tafeldecker» auf die Mainau (das heißt, Schnetz war für das Eindecken der Tische zuständig). Später erlernte er das Gärtnerhandwerk, wurde schließlich Hofgärtner und führte nach Auflösung der Deutschordenskommende Mainau das Gasthaus unter dem Torbogen. Dieser Tatsache verdanken wir auch die jüngst wiedergefundenen Gästebücher der Mainau. Dabei handelt es sich allerdings nicht um das persönliche Gästebuch des Fürsten Esterházy (wenn es ein solches überhaupt je gegeben hat), sondern um das Gästebuch der öffentlichen Gastwirtschaft. Trotzdem finden sich hier viele der hochwohlgeborenen Besucherinnen und Besucher des fürstlichen Hofes.
Zeitzeugen zufolge, musste es mehr als ein Vergnügen gewesen sein, Ferdinand Schnetz, der als humorvoller und freundlicher Mann beschrieben wird, vom früheren Leben der Komture erzählen zu hören und vom Fürsten Esterházy, dessen österreichischen Dialekt er wohl perfekt nachahmen konnte. Die Gäste wurden dabei – wie es heisst heißt – in eine selbst für damalige Menschen ganz fremde Welt versetzt worden sein, was einen »unüberwindlichen Reiz« auf die Zuhörerinnen und Zuhörer ausgeübt haben muss.
Bildnachweis: Familienarchiv Gügel-Frank (Ausschnitt)
Schnetz hatte noch enorm viele weitere Kenntnisse und war ein vorzüglicher Ökonom. Besonders die vom Fürsten Esterházy angestossenen Verbesserungen in der Landwirtschaft lagen ihm am Herzen. Nebenher galt er als ausgesprochener Tausendsassa. Er schuf eine (sehr hübsche) künstliche Uhr und erfand mechanische Figuren für den Park. Ausserdem liebte er exotische Vögel, für die er Volieren konstruierte. Im Winter flogen seine Lieblinge im sogenannten »Einsatz«, einer beheizten grossgroßen Halle (heute die sogenannte Schwedenschenke), zwischen den exotischen Pflanzen des Fürsten herum. Darunter gab es auch jede Menge Kanarienvögel, die sich dann im Sommer frei durch die prachtvollen Parkanlagen bewegten. Mit Erstaunen hörten die Besucherinnen und Besucher bei Betreten der Insel in der warmen Jahreszeit überall den Gesang dieser Vögel. Es schien den Gästen, als ob sie auf die Kanaren gereist wären.
Am Ende seines Lebens wohnte Ferdinand Schnetz im entzückenden Fischerdorf Egg gegenüber der Mainau und wurde nach seinem Tod auf dem Friedhof von Allmannsdorf (heute ein Stadtteil von Konstanz) beerdigt.

Tipp
Näheres zu den spannenden Biografien der GRÜNEN FÜRSTEN und dem Leben an ihren Höfen erfahren Sie in unserer Sonderausstellung im Schloss. Folgen Sie einfach den Wegweisern zu unserem Schlosscafé. Besuchen Sie anschließend Arenenberg mit seinem Napoleonmuseum. Hier gibt es mit dem Mainauticket Sonderkonditionen für den Eintritt. Auch ein Besuch in Frauenfeld sowie Ittingen und natürlich an unseren weiteren Partnerorten lohnt sich! Hier sehen Sie alle Standorte.
Das Buch zum Ausstellungsprojekt
Der Bildband Grüne Fürsten am Bodensee erscheint im Herbst 2023 im Silberburg-Verlag Tübingen:
Gügel, Dominik: Grüne Fürsten am Bodensee. Arenenberg, Konstanz, die Mainau und Salem – Musenhöfe um 1830. Silberburg-Verlag, Tübingen
Alle Infos zum internationalen Ausstellungsprojekt:
